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Ständige Ausstellung (Erste Zahl nach Nummer: Scheibennummer; zweite Zahl: Jahr der Entstehung):

 

 

Gang Fensterbereich

 

1 Holzvogel: Oberhalb des Stiegenaufganges ein Holzvogel, wie er auch schon vor Jahrhunderten benutzt wurde. Er war an einer hohen Stange befestigt und wurde mit Pfeilen oder Bolzen beschossen. Wer das letzte Stück herunterholte, hatte "den Vogel abgschossen" und war Sieger, meist "König". Diese Form des Schützentums war verbreitet bis Beginn der Neuzeit.

 

1 13-1699 Stolleneingang: Scheibbs lebte vom Eisen, denn die Stadt belieferte exklusiv den Erzberg mit Proviant, im Gegenzug erhielt sie Flosseneisen, das entlang der Erlaf verkauft wurde. Der Bergknappe in maximilianischer Tracht hält Eisen und Schlägl. 

 

2 126-1762 Turm: Die Kartäuser in Gaming waren Besitzer der Stadt Scheibbs und damit auch Herren der Gilde. Sie eröffneten die Schießsaison und spendeten Preise. Diese Scheibe war eine Huldigung an den letzten Gaminger Prior Stephanus vor der Aufhebung des Klosters durch Josef II..

 

3 19-1714 Schießstättengebäude: Anfang des 18. Jh. verwüstete eine Windhose das Erlaftal. Die Scheibe zeigt die Schießstätte vor und links nach dem Sturm. Man sieht vorne das Hauptgebäude (verpachtet als Gasthaus), den Hof mit Kegelstatt und dahinter die Schützenstände, aus denen auf 150 Schritte zu den Scheiben geschossen wurde, hinter denen ein "Panzer" die Kugeln schluckte. Rechts das Zielerhäuschen.

 

Gang Mitte links:

 

4 0-1995 Kapuzinerkloster:Dieser Orden verdrängte 1677 mit seiner Kirche die Schießstätte vor dem Wienertor und blieb bis Ende des 20. Jahrhunderts in Scheibbs.

 

5 Bild: Die Stadt von Westen gesehen. Im Bildvordergrund links der Erlaf die Schießstätte mit Schussbahn und Panzer.

 

6 208-1852 Huldigung: Die Stadt und ihre Vertreter waren wichtige Mitglieder und Sponsoren der Gilde und wurden dementsprechend gewürdigt.

 

7 Wandvitrine: Sogenannte "Zierden", die als Preise mit Münzen beklebt waren. Das sind keine Orden oder ähnliches.

 

8 Standvitrine: Aus den Geldpreisen entwickelten sich die Medaillen, die heute als Sportauszeichnungen in allen Disziplinen bis hin zu Olympiaden vergeben werden.

 

Gang Mitte rechts:

 

9 200-1840 Hauptplatz: Ein Mann reißt aus Ärger über seine Frau die Fensterläden heraus. Beachtenswert die neu Mode der langen Hosen. Von Andreas Töpper, Gewerke zu Neubruck.

 

10 0-1987 Andreas Töpper: Er war in 19. Jahrhundert ein besonderer Bürger der Stadt, Großunternehmer und Mäzen. Sein Schloss in Neubruck wurde zur Landesausstellung 2015 renoviert und ist heute ein Magnet des Erlaftales.

 

11 214-1868 Schloss Scheibbs: Das erste wesentliche Gebäude von Scheibbs, genannt "Gemäuer", war immer Sitz der Regionsverwaltung. Umgestaltet von Töpper dient es heute als Bezirkshauptmannschaft.

 

12 54-1738 Zieler: Diese Funktion im Narrengewand war zentraler Teil des Schützenwesens. Er hatte "Narrenfreiheit" und war Organisator der Veranstaltungen, und er war nach antikem Glauben unverwundbar und zeigte daher an der Scheibe die Treffer auf (Zielerhäuschen). Sein Abzeichen war die Pritsche, ein rituelles Schlaginstrument. Viele Zieler waren in Mitteleuropa wohlbekannt und richteten für teures Geld die Schieß"events" aus, etwa Eberhard Wirre aus Waidhofen an der Ybbs, der im Schweizer Aargau wirkte. Der Ochsenkopf auf der Stange symbolisiert den damaligen Hauptpreis, um diesen Ochsen wurde übrigens ein ganzes Jahr prozessiert, wer denn wirklich gewonnen hätte!

 

Scheiben Sonderausstellung 2024

 

"Götter": rechter Raum im Uhrzeigersinn

 

 1 40-1734 Karl VI., der Vater Maria Theresias, will die Pragmatische Sanktion als Garant für die Zukunft des Habsburgerreiches in Europa durchsetzen, wird aber jetzt von Frankreich im Rahmen des Polnischen Thronfolgekrieges angegriffen und erleidet im Endeffekt herbe Verluste. Zeus soll die Feinde strafen und vernichten!

 

2 43-1736 Anspielung auf den Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1738) zwischen Frankreich und dem hl.röm.Reich um die Thronfolge in Polen, der Friedensengel und der Kriegsgott halten sich die Waage.

 

3 194-1837 Göttervater Zeus zündet den Böller für den siegreichen Treffer. Beliebtes Motiv, hier von Andreas Töpper.

 

4 148-1774 Göttervater Zeus schüttet aus seinem Füllhorn Kronen über Österreich, es erhält ein drittes Königreich, nämlich Galizien und Lodomerien, die heutige Westukraine.

 

5 94-1751 Aufruf zur Aufrichtigkeit, womöglich im Zusammenhang mit der Einführung des Konventionstalers in Österreich. Zeus wacht über das Weltgeschehen.

 

6 129-1764 Huldigungsscheibe auf den Gaminger Prior, vermutlich nach einer Krise, die nach 7 Jahren beendet wurde. Der Sonnengott Helios lenkt den Himmelswagen mit einer Allegorie von Gaming.

 

7 164-1782 Phaeton wird bei seiner erfolglosen Himmelsfahrt mit sem Sonnenwagen seines Vaters vom Blitz des Göttervaters getroffen und stürzt ab. Er wird in eine Schwan verwandelt. Hier eine Spottscheibe auf die Reformen Josefs II., der mit Phaeton verglichen wird. Sogar der österr. Adler befindet sich bei Zeus.

  

"Engel" linker Raum im Uhrzeigersinn

 

1 130-1764 Ein Engel kommt mit 2 Posaunen, um die elfte Stunde (Sonnenuhr) anzuzeigen. Ab diesem Zeitpunkt war in Scheibbs an Sonntagen Recreation erlaubt, daher auch das Schießen.

 

2 27-1727 Ein Engel bringt Siegeskranz und Schild, vermutlich Huldigung auf Österreich, das durch Kunst, Wissenschaft und Kraft und Krieg gut bestehen wird.

 

3 3-1680 Die älteste datierte Scheibe der Scheibbser Schützen zeigt zwei sich versöhnende Puten, die die Stadt und das Kloster Gaming symbolisieren. Vermutlich eine Streitbeilegung. Sehr nett der Spruch.

 

4 48-1737 Allegorie auf die Erkenntnis und die Wahrheit, das Buch und die Fackel symbolisieren die Finsternis der Erkenntnis und das Erkennen, die Sense ist Mahnung des Todes.

 

5 31-1727 Ebenfalls Allegorie auf richtiges Leben und Tod, die Schlange beißt sich in den Schwanz und symbolisiert den ewigen Kreislauf, die Sense wieder die Vergänglichkeit.

 

6 144-1773 Typische Zielscheibe, bei der anstatt eines Vogels ein Herz von 2 Tauben gehalten als Ziel dient. Der Schütze ist der blinde Amor, es kann sich daher um eine Hochzeitsscheibe handeln.

 

7 159-1780 Der Sonne entgegen - Huldigung auf die Gaminger Kartäuser, erkennbar am Wappenschild, ihre Handlungen werden als richtig erkannt.

 

8 140-1771 Huldigung auf den Gaminger Prälat Stephanus, wiederum die elfte Stunde angezeigt, wömöglich Eröffnungsschießen des jahres, zu dem die Gaminger meist einen Preis stifteten. Stephanus wird der letzte Gaminger Prälat sein, 1782 wird die Kartause aufgehoben.

 

9 80-1748 Der Wilde Mann, die Helmzier des Scheibbser Wappens, hält den Baum, der das Wachsen der Stadt symbolisiert, "Ohne Ende" soll sie wachsen.

 

"Wilde Männer" Gang hinten im Uhrzeigersinn

 

1 234-1912 Die Herren Hammer, Höfinger und Birnbacher werden mit einem Schießen geehrt, abgebildet ist das Scheibbser Wappen aus dem Jahre 1537 mit dem Wilden Mann.

 

2 114-1758 Vivatscheibe auf die Kartause Gaming und deren Prälaten Stephanus. Friede und Gerechtigkeit halten das Gaminger Schild, der Wilde Mann schwört in der Glut und hält das Herz der Treue empor.

 

3 138-1768 Die Huldigungsscheibe auf den Prälaten Stephanus zeigt allegorisch die Freuden, die die Kartause den Scheibbsern bringt.

 

4 118-1759 Das Jahr 1569 wird seit langer Zeit als das Gründungsjahr der Schützengilde angesehen, so auch hier, Allerdings dürfte einiges durcheinandergeraten sein, weil das Chronogramm 1759 zeigt. 

 

 

 

fec. Franz Handl 2023